Vespa

Die Geschichte vom Kult auf 2 Rädern

Die Entstehung der Firma Piaggio geht zurück auf das Jahr 1884, als Rinaldo Piaggio in Genua, Italien, das Unternehmen gründete. Ursprünglich im Schiffsbau tätig, diversifizierte sich Piaggio im Laufe der Jahre und wurde zu einem bedeutenden Akteur in der Mobilitätsbranche.

Die Erfindung der Vespa war eine Reaktion auf die Nachkriegszeit in Italien. Enrico Piaggio, Rinaldos Enkel, war von der genialen Idee besessen, ein erschwingliches Fortbewegungsmittel für den Massenmarkt zu produzieren. Der erste Prototyp, in den Versionen “MP1” und “MP5” (MP steht für Moto Piaggio) stammte aus einem Ansatz des Ingenieurs Spolti Renzo. Die Form erinnerte an eine Ente und bekam daher den Beinamen “Paperino” (Ital. für Donald Duck). 

Enrico Piaggio war davon nicht wirklich überzeugt und beauftragte 1945 den italienischen Hubschrauberkonstrukteur Corradino D’Ascanio das Design zu überarbeiten. Innerhalb weniger Wochen entwickelte D’Ascanio die MP6. Ein Jahr später, im April 1946 wurde sie erstmals auf der Messe in Rom, unter dem Namen “VESPA 98” oder auch “V.98”, vorgestellt. Sie war die erste Serien-Vespa. 

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Rennsport

Die Vespa machte nicht nur auf den Straßen, sondern auch im Rennsport Furore.

Bereits 1947 trat Vespa mit der “VESPA 98 Corsa”, die allererste leistungsgesteigerte Vespa, auf den Rennstrecken in Erscheinung und markierten den Beginn einer erfolgreichen Ära für die Marke im Rennsport. 1950 belegte Giuseppe Cau, mit einer “Vespa Circuito 125”, beim Rennen Cronometro Catania Etna, den dritten Platz hinter Moto Guzzi und Benelli.

Insbesondere die Modelle “VESPA GS 150” und “VESPA Sprint 150” spielten eine entscheidende Rolle in dieser Entwicklung.

Ebenfalls zu erwähnen ist die “VESPA 125 Sei Giorni” mit der 1951 beim 26. internationalen Sechs-Tage-Rennen 9 Goldmedaillen gewonnen werden konnten.

Um das sportliche Vespa-Image noch mehr zu verdeutlichen engagierte Piaggio sich in diversen Aktivitäten bei Rekordversuchen. Am 7. April 1950 stellten drei Fahrer, mit der “VESPA Montlhery”, in einer ununterbrochenen 10-stündigen Fahrt auf der französischen Rennstrecke Montlhery 17 Weltrekorde auf. Darunter die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit von 134 km/h, 100 Meilen mit einem Durchschnittstempo von 129,7 km/h, 500 Meilen mit durchschnittlich 123,9 km/h und 1.000 km mit 124,3 km/h. In den 10 Stunden wurden mit dem Fahrzeug insgesamt 1.049 Kilometer zurückgelegt.

Im Jahr 1951 erreichte Vespa einen bedeutenden Meilenstein, indem sie den renommierten Rekord für den fliegenden Kilometer aufstellte. Am 9. Februar absolvierte Dino Mazzoncini die Strecke zwischen dem 10. und 11. Kilometer der römischen Autobahn bei Ostia auf der von Corradino D’Ascanio entworfenen “VESPA Siluro”. Die besondere Vespa war mit zwei gegenüberliegenden Motoren ausgestattet. Mit insgesamt 17,2 PS bei 9500 Umdrehungen pro Minute erreichte Mazzoncini eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 171,1 km/h und bewältigte die Kilometerstrecke in beeindruckenden 21,4 Sekunden.

Filmgeschichte

Filme

Die enge Verknüpfung der Vespa mit der Kinogeschichte ist geradezu faszinierend. Kaum ein Industrieprodukt hat sein ikonisches Ansehen so stark dem Einfluss des Kinos zu verdanken wie die Vespa. Insbesondere ein Film hat diese Verbindung besonders deutlich gemacht: “Ein Herz und eine Krone” (Roman Holiday).

Es ist nicht bekannt, ob die Idee mit dem Motorroller von einem Drehbuchautor, Requisiteur oder Regisseur stammt, aber die Auswirkungen waren beeindruckend. Der Film war entscheidend und setzte einen Meilenstein. Der Charme und die Anmut von Audrey Hepburn und die Lässigkeit von Gregory Peck in “Ein Herz und eine Krone” / “Roman Holiday” während ihrer Fahrten durch das Rom der 50er Jahre – der Film wurde übrigens 2023 in 4K aufwendig restauriert und als 4K Ultra HD BluRay erneut veröffentlicht.

Für Piaggio, den Hersteller der Vespa, hätte es kaum besser kommen können. Berichten zufolge verkaufte sich die Vespa unmittelbar nach dem Filmstart satte 100.000 Mal. Im Film sieht man die beiden auf einer Vespa, einem alten Modell mit Scheinwerfern am vorderen Kotflügel und einem einfachen Fahrradlenker.

In jenen Zeiten trug man natürlich keinen Helm, und die Straßen der italienischen Städte waren bevölkert von Vespas. Das Bild der jungen Audrey Hepburn auf einer Vespa in der römischen Stadtkulisse festigte die Verbindung zwischen Rom und Vespa nachhaltig. Selbst auf den Filmplakaten des Streifens war der Roller präsent. Unvergessen sind auch die Paparazzi auf ihren Vespas in Fellinis “La Dolce Vita”, die den Reichen und Schönen folgten. In den Jahren danach sah man zahllose Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Vespa, von Marlon Brando über Dean Martin, Paris Hilton, George Clooney, Brad Pitt, Jennifer Lopez, Joan Collins, Jayne Mansfield, Nicole Kidman bis hin zu Charlton Heston. Der Motorroller galt nicht nur als kostensparendes Fortbewegungsmittel, sondern repräsentierte auch einen Lebensstil, der Freiheit und Unabhängigkeit ausstrahlte.

Hier ein paar Beispiele:

  • “Ein Herz und eine Krone” / “Roman Holiday” (Regie:William Wyler, USA 1953)
  • “La Dolce Vita” (Regie: Federico Fellini, 1960 – Italien)
  • “La Belle Américaine” (Regie: Robert Dhéry 1961 – Frankreich)
  • “Mamma Roma” (Regie: Pier Paolo Pasolini, I 1962)
  • “Dominique – Die singende Nonne” (Regie: Henry Koster, USA 1966)
  • “Roma” (Regie: Federico Fellini, I 1972)
  • “American Graffiti” (Regie: George Lucas1973 – USA)
  • “Quadrophenia” (Regie: Franc Roddam, GB 1979)
  • “Austin Powers” (Regie: Jay Roach, 1997 – USA)
  • “Der talentierte Mr. Ripley” (Regie: Anthony Minghella, USA 1999)
  • “102 Dalmatiner” (Regie:Kevin Lima, USA 2000)
  • “Alfie” (Regie:Charles Shyer, USA 2004)
  • “The American” (Regie:Anton Corbijn, USA 2010)
  • “The Man From U.N.C.L.E.” (Regie: Guy Ritchie, USA 2015)
  • “Zoolander” (Regie: Ben Stiller, USA 2016)
  • “Transformers 5” (Regie: Michael Bay, USA 2017)